Spanien-Genussreise in Wien

Dorothea Löcker und Alexander Potyka (Hrsg.). Paella, Tapas und ein Gläschen Sherry. Lesereise Kulinarium Spanien. Wien: Picus, 2011.

Wieder eine Lesereise aus dem Picus-Verlag...

Wer, so wie ich, seinen Urlaub wegen diversen Erledigungen und Projekten in kleine Teile zerteilt, kommt physisch nicht weit. Im Kopf aber sind mir keine Grenzen gesetzt - und so geht es nach Spanien.

Für die "Lesereise Kulinarium Spanien" muss ich mich nicht mit Reisegepäck und Flugverspätungen abmühen. Auf dem Sofa liegend, begebe ich mich zunächst nach Sevilla, der "Hauptstadt der Tapas". Später lerne ich, dass es auf den Kanarischen Inseln den gofio gibt (S. 25). Es klingt für mich so, als wäre dieser Brei aus gerösteter Gerste und anderem Getreide gut für den Magen. Auf den Kanaren scheint er gleichermaßen als Stärkungs- und Sättigungsmittel zu dienen. Schade, dass ich ihn nicht kennengelernt habe, als ich auf Mallorca war!

Die "echte" Cava, kommt aus der Region Penedès, allerdings gibt es auch die Herkunftsbezeichnung D.O. Cava mit fast doppelt so viel Rebberg-Fläche. Den Weintourismus im Kopf runde ich mit einem Ausflug nach Hagenbrunn am Bisamberg (fast noch in Wien) ab. 

An einem heißen Nachmittag "reise" ich in den Wienerwald. Auf dem Weg dorthin erfahre ich unter anderem, wie Olivenöl hergestellt wird, und dass die meisten Olivenbäume Spaniens in Jaén und Córdoba in Nordandalusien wachsen. Auf einer idyllisch gelegenen Bank beim Jezikweg finde ich mich noch immer in Andalusien. Nun geht es um die Churros. Sie sind "eine Art Spritzkuchen und werden in Öl gebacken". Außerdem sind sie "für Südspanien mindestens so typisch wie Stiere, Sherry, Osterprozessionen und Flamenco" (S. 59).

Orangen und die Gegend um Valencia sind das nächste Thema. Die meisten Orangenblüten gibt es im März - und damit ist die Chance, an der Costa del Azahar ihren herrichen Duft zu erschnuppern, dann auch am größten. Allerdings geben, so heißt es in dem 2011 erschienenen Buch, immer mehr Orangenbauern ihre Betriebe auf. Ich hoffe, dass es inzwischen eine Trendwende gab, aber die ersten Google-Suchresultate zur Costa del Azahar sind in der Tat Seiten von Immobilienfirmen. Es gibt aber immerhin auch (noch?) Agritourismo.

Im Café Weidinger feiere ich ein wenig Zeitausgleich ab und erfahre bei Melange und Buttersemmerl, wie Sherry gemacht wird.

Die "Lesereise Kulinarium Spanien" im Café Weidinger. Bild: A. Ghoneim

Vom flor genannten Hefepilz, der bei der Reifung des Sherry eine wichtige Rolle spielt, war auch der Entdecker des Penicillins begeistert. Sherry ist also gesund ;-) Ebenso gesund scheint übrigens auch der Jamón Ibérico de Bellota zu sein - Schinken vom iberischen Schwein, das drei Monate lang im Wald Eicheln verzehrt hat. Feinkosthändler Miguel Ullibarri nennt das Eichelschwein daher "Olivenöl mit Beinen" (S. 89).

Wenngleich es mir im Café Weidinger sehr gut gefällt, inspiriert mich ein weiterer Text aus dem Picus-Band dazu, eines Tages doch wirklich aufzubrechen - und zwar nach Asturien. Dort lässt es sich offensichtlich ganz gut wandern. Außerdem gibt es dort den Queso de Cabrales, einen Blauschimmelkäse aus einer Mischung aus Kuh-, Ziegen- und Schafmilch. 

Die weiteren Köstlichkeiten aus dem Büchlein plaudere ich hier nicht mehr aus. Entdecken kann sie jedenfalls Martina, der ich das Büchlein morgen überreichen werde. Sie ist oft genug in Spanien um über viele der Themen Bescheid zu wissen, aber vielleicht gibt es trotzdem etwas, das sie noch nicht kennt.

Verfasserin: Andrea Ghoneim

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