Just in case you need it: Ein Buch rund um eine Leseliste
Sara Nisha Adams: The Reading List. HarperCollinsPublishers: London and Dublin, 2021.
Die Universitätsbuchhandlung Facultas am Campus schließt. Wenngleich sie an einem neuen Standort (1090 Wien, Universitätsstraße 12) gemeinsam mit Facltas im NIG wieder eröffnen wird, finde ich es sehr schade um die schöne Buchhandlung im Alten AKH mit den tollen Menschen, die dort arbeite(te)n. Sie hatten nicht nur das Sortiment liebevoll und vielseitig zusammengestellt, sondern auch immer kompetent für Beratung oder ein Gespräch über Bücher Zeit gefunden hatten.
Ich muss mir also in der "alten" Buchhandlung noch ein Buch kaufen, zum Abschied. "The Reading List" von Sara Nisha Adams scheint mir eine gute Sommerlektüre zu sein. Eine Leseliste, die Menschen zusammenbringt - was für eine schöne Idee!
"The Reading List" vor der (gerade noch?) geöffneten Buchhandlung am Campus. Foto: A.Ghoneim
Ich nehme es mit, als ich für einige Tage bei meiner Mutter im Garten bin. Es ist heiß, dennoch will ich zuerst draußen im Schatten sitzen und lesen. Das will aber nicht so recht gelingen, weil mir schnell der Schweiß aus allerlei Hautfalten tropft. Und es stresst Willi, den kleinen Hund meiner Mutter, der immer wieder nach mir sehen "muss". Ein Lehnsessel im Haus ist also die angenehme Variante für einen guten Lesebeginn.
Die Lektüre führt mich nach Wembley, London - offensichtlich ein Stadtteil, in dem viele Menschen leben die aus Indien (und anderswo) zugewandert sind. Der Witwer Mukesh, eine der Hauptfiguren des Romans, kam mit seiner Familie aus Kenia nach London. Schnell lese ich mich rund um seine Person herum in eine Familie ein, in der indisch gekocht wird, in der man (jedenfalls lose) in Aktivitäten rund um den mandir (Tempel) eingebunden ist, und in der die vor einem Jahr verstorbene Frau von Mukesh ihre Freizeit vor allem mit Lesen verbracht hatte. Mukesh, der nun allein lebt, ist eher ein Freund von Fernsehdokumentationen. Bei einer Aufräumaktion in seiner Wohnung finden seine Töchter "The Time Traveller's Wife", "one lonely, dust-covered library book" - und Mukesh beginnt zu lesen.
"He took it page by page, chapter by chapter. He met Henry, a character who could travel through time [...], and it was also, importantly, how he met Clare - he travelled in time to meet her when she was just a girl, and returned again and again over the years. The love of his life."(S.16)
Mukesh sieht in dem Buch seine eigene Geschichte gespiegelt. Seine Frau war die Liebe seines Lebens, das Buch fühlt sich für ihn an "like one little glimpse into her soul, into their love, their life together." (S.17)
Als Mukesh in die Bibliothek geht um das Buch zurückzugeben, trifft er Aleisha. Sie ist nicht gerade Bibliothekarin aus Berufung, es ist nur ein Ferienjob für sie. Sie wagt es kaum, ihren Schulfreund*innen zu sagen, dass sie in der Bibliothek arbeitet: "So quiet, Dying. Boring as hell." Nach einer sehr seltsamen Begegnung zwischen Mukesh und Aleisha, beschließt diese aber doch, eine bessere Bibliothekarin zu werden. Dabei hilft ihr auch eine Leseliste, die sie in einem retournierten Buch gefunden hat.
Die Bücher auf der Liste begleiten die Figuren durch den Roman. Dabei entsteht eine Freundschaft zwischen Mukesh und Aleisha, aber auch weitere Menschen finden die gleiche Leseliste und finden so auch zueinander. Die Autorin, Sara Nisha Adams, sagt in einem Interview, dass die Liste mit jeder Version mehr Kraft bekommen hat. Wer die Liste verfasst hat? Die Leser*innen erfahren es am Ende des Romans.
Das Buch ist kurzweilig, berührend, schön, traurig, spannend und sehr angenehm zu lesen. Und eine wundervolle Geschichte für Menschen, die das Lesen lieben. Oder, wie eine andere Lesebloggerin meint: "The Reading List captures all that, the joy of sharing a book with someone you love, the power of books, how they connect us, even we are no longer here."
Ich werde dieses Buch heute meiner Freundin Tini geben - just in case she needs it...
Kommentare
Kommentar veröffentlichen