Komplexe Daten und Information als Schrottwichtel

Jacques-Emile Dubois, Nahum Gershon (Hgg.). Modeling Complex Data for Creating Information. Springer-Verlag Berlin Heidelberg 1996. https://doi.org/10.1007/978-3-642-80199-0 

This is not going to be a book review... Here you will read a story about a book I didn't read. And it will be in German.

Paris, 1998. Ich bin dort, um eine Konferenz vorzubereiten. Wenngleich ich seit über einem Jahr mit meiner Magisterarbeit fertig bin, bin ich noch immer ganz beseelt vom (damals ja sehr jungen) World Wide Web und von meiner Arbeit beim INST an der Schnittstelle von Daten, Information, Wissen und Literatur. Ich bin das erste Mal in Paris und besichtige den Eiffelturm, aber vor allem potentielle Konferenzsäle. Besonders gut kann ich mich an das imposante Viertel La Défense erinnern: Zeitgenössisch - das gefiel mir! Auch das Centre Pompidou und eine Ausstellung von Niki de Saint Phalle konnte ich zwischen Besichtigungen und Verhandlungen "mitnehmen". Und natürlich war ich in mindestens einer Buchhandlung. So gelangte "Modeling Complex Data for Creating Information" in meinen Besitz. Ein Buch aus der Reihe Data and Knowledge in a Changing World passte, so meinte ich, perfekt zu mir und würde mich bestimmt weiterbringen auf meinem Weg als Geek (heute wäre die Bezeichnung wohl eher Nerd).

Wenngleich ich damals sehr viel las und auch viel mehr schrieb als heute, habe ich das in Paris gekaufte Buch nie durchgearbeitet. Vor einem halben Jahr schlug ich es auf, und es sah ziemlich jungfräulich aus.

Ein Blick in "Modeling Complex Data for Creating Information" (Foto: A. Ghoneim, 2022)

Auch wenn oder gerade weil ich heute um einiges langsamer lese, überfiel mich auch beim Blättern im Buch weder Lese- noch Arbeitslust - sehr wohl aber stiegen viele Erinnerungen auf an eine Zeit, in der erst die allerersten Pioniere an Datenbanken dachten, die nicht relational waren, an eine Zeit, in der es für das Internet Bezeichnungen gab wie "Datenautobahn", in der das WWW neu war und von einer Avantgarde von Schriftsteller*innen genutzt wurde. Literaturwissenschaftler*innen, wie ich eine war, eröffnete sich ein neuer Raum für das Philosophieren über Hypertexte und neue Gestaltungsmöglichkeiten

Was geschah aber nun mit dem Buch? Es wurde als "Schrottwichtel" in eine Tasche gesteckt, die ebenfalls ein wertvolles Erinnerungsstück (von meiner ersten Reise nach Kreta) war, und verpackt. 

"Modeling Complex Data for Creating Information" und die Tasche aus Kreta (Foto: A. Ghoneim, 2022)

Bei einer Schrottwichtel-Runde ging es dann im wahrsten Sinne des Wortes rund. Die schön und/oder kreativ verpackten "Geschenke" wurden ausgewählt und es wurde gewürfelt, nach links weitergegeben, nach rechts weitergegeben, getauscht und vieles mehr. Die Tasche und das Buch landeten bei Petra. Ich muss sie gelegentlich fragen, was sie mir dem Buch angestellt hat.
 
Verfasserin: Andrea Ghoneim



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