Wüstenreisen in der Quarantäne

Hans-Christian Huf und Werner Fitzthum (Hrsg.). Söhne der Wüste. Expeditionen in die Stille. München: Econ, 2002.

26. März 2022: Ich sitze am Fenster in der Sonne und bedaure es nur wenig, dass ich in Quarantäne bin. Die Sonne ist da, die Symptome sind nicht allzu arg, und ich habe mir einige Bücher bereitgelegt. Dass ich bei der Lektüre auch noch in der Sonne sitzen kann, ist für mich wie ein Geschenk. Ich spiele mit "Söhne der Wüste", dem ersten Quarantänebuch, und meinem Smartphone und poste ein Bild von meinen besonnten Füßen, die das Buch stützen. Kommentar: "Auch in der Quarantäne ist eine Wüstenreise möglich B-)"

Der See von Mandara in der Sahara

Ich beginne das Buch mit dem Mittelteil. Er ist von Michael Gregor verfasst und trägt den Titel "Auf den Spuren von Heinrich Barth durch die Sahara". Michael Gregor hat nicht nur Text und Bilder beigetragen, er hat "nebenbei" (wohl eher hauptsächlich) einen Film zum Thema des Kapitels gemacht, der zuletzt wohl 2021 via 3sat zu sehen war

"Wer in die Wüste geht, wird nicht der bleiben, der er vorher war, sagt ein arabisches Sprichwort." So beginnt Michael Gregor den Text zu den Dreharbeiten rund um Heinrich Barth in der Sahara. Sie folgen dem Weg der "Great African Expedition", die 1850 von Tripolis aufbrach um durch die Sahara nach Timbuktu zu gelangen. Heinrich Barth aus Hamburg ist zu Beginn der Expedition 29 Jahre alt. Seine Reise dokumentiert er auf 3500 Tagebuchseiten, aus denen wohl auch Karl May für seine Wüsten-Romane schöpfte.

Doch zurück zur Expedition: Diese war von England finanziert und sollte auf selbst gewählten Routen von Tripolis zum Tschad-See gelangen. Das Hauptinteresse der Auftraggeber: Handelsverträge mit zahlungskräftigen Herrschern. Allerdings wird dieses Interesse weder von Barth noch vom Expeditionsleiter James Richardson (einem Missionar, der sein eigentliches Reiseziel in der Bekämpfung des Menschenhandels sieht) geteilt. Der mitreisende Geologe Adolf Overweg ist unter anderem für die Bestimmung des Standorts nach astronomischen Gesichtspunkten zuständig - und legt so eine Grundlage für die Erstellung zuverlässiger Landkarten. Auch Overweg ist nicht sonderlich an Handelverträgen interessiert.

Eigentlich ist auch die Reise des Filmteams rund um Michael Gregor, die immer wieder in die Narration der "Great African Expedition" eingeblendet wird, bereits exotisch: 2001 war Gaddafi noch Machthaber in Libyen, das Land war wohlhabend, die Infrastruktur ausgezeichnet. Um drehen zu können, waren gute Beziehungen wichtig - aber wären heute Dreharbeiten für eine solche Dokumentation überhaupt vorstellbar?

Das Filmteam folgt der Route von Barths Expedition, "dem legendären Karawanenweg, der in das 'Bilad as-Sudan - Land der Schwarzen', in die geheimnisumwitterten Königreiche Kanem und Bórnu führt." Eine Karte auf S. 137 des Buches "Söhne der Wüste" zeichnet die Route nach wie folgt: Tripolis - Murzuq - Ghat - Agadéz - Kúkaua (am Tschadsee) - Kano - Niamey - Gao - Kabara - Timbuktu.

Ich lese ein Stück vor (S. 182-185). Wir sind im Königreich von Bórnu...

Audio-Datei. Leseprobe: M. Gregor: Auf den Spuren von Heinrich Barth durch die Wüste. Gelesen von Andrea Ghoneim, leider nicht in sehr guter Qualität

Der angenehmere Teil der Quarantäne endete für mich mit dem Kapitel zu Heinrich Barth. Das Buch "Söhne der Wüste" konnte mich aber phasenweise recht gut vom unangenehmeren, weil symptomreicheren, Teil ablenken. Ich reiste auch "Auf den Spuren von Thaddäus Haenke durch die Atacama", Text und Bilder dazu stammen von Stephan Koester. "Durch die Gobi und die Taklamakan" gelangte ich dann "Auf den Spuren von Sven Hedin" - und anhand der Worte und Fotos von Bernd Liebner.

"Söhne der Wüste. Expeditionen in die Stille" musste lang auf seine Exploration durch mich warten. Nun wäre es bereit dafür, von anderen gelesen zu werden. Ich werde es in der Facebook-Community des Egypt Desert Guide anbieten. Dem Desert Guide, Hesham Ghoneim, der zuletzt auch offtopic im Oman unterwegs war, gefällt die Idee.

Übrigens:
2021 sendete 3sat die drei Dokumentationen, denen die drei Kapiteln des Buches gewidmet sind. 3sat hat übrigens eine Themenseite zur Wüste, der ich nicht nur diese Information entnehmen kann, sondern auch Hinweise auf weitere Wüstenfilme. 

Das soll mich aber auch fürderhin nicht vom Lesen abhalten.


Verfasserin: Andrea Ghoneim

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